Grüne: Verlust des mittelalterlichen Gewölbekellers ist nicht alternativlos
Die Grüne Fraktion kritisiert die Entscheidung des Bürgermeisters, einen Teil des über 600 Jahre alten denkmalgeschützten Gewölbekellers des neuen Buddenbrookhauses zu zerstören. Der Erhalt des Denkmals und die Neugestaltung des Museums müssten auf andere Weise miteinander in Einklang gebracht werden.
Dazu erklärt die kulturpolitische Sprecherin der Grünen Fraktion, Monika Schedel:
“Es gibt nicht vieles, was so viele Generationen überdauert hat. Der Gewölbekeller aus dem Mittelalter steht deshalb zurecht unter Denkmalschutz. Dadurch verbietet sich aus unserer Sicht, Teile davon unwiederbringlich zu zerstören. Der Gestaltungsbeirat, der Lübeck bei herausgehobenen Architekturaufgaben berät, sollte in einer Sondersitzung die Pläne zum "neuen Buddenbrookhaus" erneut begutachten und mit seinem geballten Sachverstand einen Weg zu einer Lösung weisen. Dass die Gewölbe nicht zur Disposition stehen, muss dabei Voraussetzung sein. Eine entsprechende Initiative werden wir einbringen.”
Bastian Langbehn, Bürgerschaftsmitglied der Grünen Fraktion und Vorsitzender der Partei Die PARTEI in Lübeck, dazu weiter:
“Auf der Sondersitzung des Ausschusses für Kultur und Denkmalpflege am 30.11.2020, bei der die sPD nebenbei erneut Hilfen für Solo-Selbstständige und Künstler ablehnte, wurde den Ausschussmitgliedern auch eine Vorlage zum Buddenbrookhaus als Tischvorlage präsentiert. In dieser beschäftigten sich die zuständigen Stellen und die Denkmalpflege mit der Frage, wo die vom Brandschutz geforderte zweite Treppe im Buddenbrookhaus entstehen könnte. Mehrere Optionen wurden erklärt, einige als unbrauchbar nach kurzer Vorstellung direkt verworfen.
Unter den annehmbaren waren Vorschläge, die die Treppe quasi als “Add On” außen auf der Rückseite des Gebäudes verorten - was den denkmalgeschützten Gewölbekeller nahezu unberührt lassen würde. Leider gibt es dabei einen dicken Haken: der Platz, der hierfür nötig ist, wird derzeit von Dauerparkern genutzt. Das bedeutet natürlich viel Arbeit und Verhandlungen - wie schon beim Thema Durchfahrt! Gut, das hätte man auch gleich mitverhandeln können...aber wie wir ja wissen: “Nobody is perfect”...und unser Bürgermeister heißt nun mal Jan Lindenau...nicht Nobody…!
Und eben dieser BM stellt sich jetzt quer. Als oberster Denkmalpfleger stellt er sich tatsächlich gegen die Expertise seiner eigenen Behörde: Seine Entscheidung sei gefallen “nach sorgfältiger Beratung durch den Ombudsmann für denkmalpflegerischer Streitfälle in Schleswig-Holstein [Dr. Poser] und mit dem Segen von ICOMOS”. Das bedeutet im Klartext: Sollte Herr Lindenau bei seiner Haltung bleiben, besteht wenigstens keine Gefahr für den Welterbestatus Lübecks. Und zumindest das ist gut. Bei anderen Bauvorhaben wurde es hier und da nämlich auch schon mal eng, was unser Weltkulturerbe angeht...
Aber das ist auch schon das einzig Gute daran! Es bedeutet nämlich im Umkehrschluss, dass der historische Gewölbekeller, der sich als einer der wenigen Keller aus dieser Zeit noch in verhältnismäßig gutem Zustand befindet, damit Geschichte ist. Und die Annahme des Bürgermeisters, dass die Förderung des Landes durch diese Verzögerung (angeblich reden wir hier von ca. drei Jahren) gefährdet sei, macht die Sache nicht besser. Die erste Frage, die einem hierbei einfällt: Stimmt das überhaupt? Die Zusage der Förderung (70 % der Kosten aus GRW-Mitteln) besteht seit 2016 - und das Land wird gerade bei diesem Objekt sicher nicht auf einen zeitigen Baubeginn pochen, nur um irgendwelche Förderbedingung zu erfüllen. Außerdem liegt unseres Wissens nach keine diesbezügliche Aussage des Landes vor.
Eine weitere Frage ist: Warum wurde, wie schon erwähnt, dieser Punkt nicht gleich mitverhandelt, als es um die Durchfahrt zwischen den Häusern Mengstr. 4 und 6 ging? Der Denkmalstatus des Gewölbekellers besteht seit 2013. Genug Zeit, um selbst als Bürgermeisterkanzlei davon Wind zu bekommen. Und 2017 kam die Machbarkeitsstudie unter Beteiligung von Gebäudemanagement, Denkmalpflege und Welterbebeauftragtem zu dem Schluss, dass alle Erfordernisse beim Umbau - also Brandschutz, Denkmalschutz, usw. - des Museums in Einklang gebracht werden können.
Zu klären wäre unseres Erachtens eher, ob die Förderung des Landes nicht viel eher durch die Zerstörung des historischen Gewölbekellers gefährdet ist! Und wir fordern Herrn Lindenau auf, erneut in Verhandlungen mit den Stellplatzmietern zu treten, um den Treppenanbau und damit den vollständigen Erhalt der Gewölbekellers zu realisieren. Wir können nicht aus Willkür so ein Zeugnis Lübscher Geschichte einfach abreißen, das steht in keinem Verhältnis!
Leider scheint der Umgang mit dem Denkmalschutz in Lübeck generell recht willkürlich: Bei Karstadt ist die Erhaltungssatzung im Sanierungsgebiet vorteilhaft, bei einem mittelalterlicher Gewölbekeller ein paar Meter weiter nicht. Andere, weit jüngere Gebäude, werden gar über Nacht (vermutlich sogar für die Behörde selbst?) überraschend Denkmal. Und dann kommt auch noch diese Lübecker Besonderheit dazu, dass der Bürgermeister gleichzeitig auch noch der oberste Denkmalschützer ist/sein sollte… Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…!
Kurz gesagt: Viele Entscheidungen sind für uns Normalsterbliche schlicht schwer nachzuvollziehen, aber der Herr Bürgermeister ist ja noch relativ frisch im Amt, bestimmt wird es in Zukunft besser…”