Die Bürgerschaftsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen unterstützt den Kompromissvorschlag der Verwaltung, die baufällige Sandbergbrücke an der Kreuzung Travemünder Allee und Heiligen-Geist-Kamp/Sandberg abzureißen und durch eine ebenerdige Kreuzung zu ersetzen, sowie der Politik verschiedene Planungen mit unterschiedlichen Annahmen von Verkehrsströmen im Rahmen der Detailplanung vorzuschlagen.
Leider haben sich SPD und CDU im Bauausschuss über den Verwaltungsvorschlag hinweggesetzt und stattdessen einen wesentlich größeren und teureren Neubau der Brücke beschlossen. Der Hauptausschuss trifft am kommenden Dienstag die endgültige Entscheidung. Die Grünen fordern Bürgermeister Lindenau auf, bis dahin wenigstens seine eigene SPD-Fraktion von den Plänen und guten Argumenten der Verwaltung zu überzeugen, um einen Millionenschaden für die Stadt zu verhindern.
Hierzu erklärt der bau- und verkehrspolitische Sprecher der Fraktion, Arne-Matz Ramcke:
„Ein Neubau der Brücke bedeutet eine untragbare Verschwendung von Steuergeldern. Während eine Kreuzung mit rund 10 Mio. € Baukosten veranschlagt wird, würde die Sanierung der bestehenden Brücke in heutigen Dimensionen rund 13 Mio. € kosten. Da CDU und SPD aber ein neues Brückenbauwerk beschlossen haben, ist hier von deutlich höheren Kosten von 20+ Mio. € auszugehen. Zudem beinhaltet der Beschluss der CDU und SPD Fraktionen, die Kostenermittlung einer zusätzlichen Brücke auf dem Sandberg für einen Radschnellweg. Bei den zu erwartenden Kosten ist eine Realisierung jedoch mehr als fraglich.
Dieser Beschluss ist städtebaulich unangebracht und ökologisch und klimapolitisch kontraproduktiv, vor allem, weil eine einfache Kreuzung – wie von der Verwaltung gefordert – zum einen vollkommen ausreichen würde und zum anderen etwaige Veränderungen unseres Mobilitätsverhalten in der Zukunft nicht berücksichtigt worden sind.
Nach der verfehlten Entscheidung über das Parkhaus in Travemünde ist dies bereits der zweite Fall von ökologisch kontraproduktiver Steuergeldverschwendung in Millionenhöhe, der dadurch entsteht, dass sich SPD und CDU über die Vorschläge und Argumente der Verwaltung hinwegsetzen. Wir bitten Herrn Bürgermeister Lindenau, sich hier deutlich vor seine Mitarbeiter*innen in der Verwaltung zu stellen und wenigstens die eigene SPD-Fraktion davon zu überzeugen, auf diesen teuren Irrweg zu verzichten.”
Der stv. Fraktionsvorsitzende Dr. Axel Flasbarth ergänzt:
„Der von CDU und SPD beschlossene Neubau einer noch größeren Brücke ist vor allem deshalb verfehlt, weil er von den falschen Prämissen in der Planung ausgeht. Die von SPD und CDU geforderten Dimensionen der Brücke sollen ausreichen, um selbst im Berufsverkehr einen nahezu perfekten Fluss des Autoverkehrs auf dieser Kreuzung zu gewährleisten. Anforderungen, die in der Planung von Verkehrsinfrastruktur unüblich und wenig sinnvoll sind, da sie zu Dimensionen der Infrastruktur führen würden, die zu allen anderen Tageszeiten nicht benötigt werden. Berücksichtigt man noch, dass die Bürgerschaft (auf Antrag von CDU und SPD) beschlossen hat, den Anteil des Autoverkehrs in Lübeck bis 2040 um 30% zu senken, wird die neue Brücke schon in absehbarer Zeit selbst zu Tagesspitzenzeiten völlig überdimensioniert sein.
Die Verwaltung hat die heutige Sandbergbrücke als “Zeitzeugnis der autogerechten Stadt” bezeichnet. Wir hätten gedacht, dass inzwischen ein städtebaulicher Konsens erreicht worden wäre, der die “autogerechte Stadt” als überholtes Leitbild für eine ausgewogene Planung von intelligenter Mobilität und Aufenthaltsqualität ansieht. Dass SPD und CDU nicht nur weiterhin diesem überholten Leitbild anhängen, sondern die “autogerechte Stadt” durch eine noch größere Brücke ins Extreme ausweiten und überdimensionierte Betonungetüme schaffen wollen und dadurch einen ggf. zweistelligen Millionenschaden für die Stadt verursachen, ist daher für uns in keiner Weise nachvollziehbar.”