“Neuer Preistarif für die Museen” – so lautet der bescheidene Titel einer Verwaltungsvorlage, die für die Besuchenden der Lübecker Museen nicht weniger ist als eine Revolution. Denn was in dem Dokument steht, hat es in sich: Kinder und Jugendliche, Azubis und Studierende, Schwerbehinderte sowie InhaberInnen der Ehrenamtskarte und der LübeckCard sollen freien Eintritt in alle städtischen Museen Lübecks bekommen – ohne Ausnahme und an allen Tagen!
Friederike Grabitz, stv. Mitglied im Kulturausschuss erklärt:
„Das macht einen großen Unterschied. Für Menschen in wirtschaftlichen Notlagen waren oft auch vier Euro Eintrittsgeld zu viel, gerade wenn noch Busfahrkosten hinzukommen. Kinder unter 18 Jahren kamen zwar bisher für günstige 2,50 Euro ins Museum. Doch gerade für Schulklassen war das Einsammeln oder Organisieren der Eintrittsgelder eine aufwändige Hürde. Gleichzeitig ist es wichtig, die Museen als Lernorte außerhalb der Schule zu stärken. Was die Kinder dort sehen, prägt sich viel mehr ein als der Stoff einer Unterrichtsstunde. Viele Kinder berichten, dass sie zuvor mit der Familie noch nie ein Museum besucht haben.
Die Kulturstiftung der Lübecker Museen um ihren leitenden Direktor Tilmann von Stockhausen möchte für alle Besuchergruppen Barrieren abbauen. Es soll ein Online-Ticketing geben, Tages- Zweitages- und Kombikarten sowie eine vergünstigte Jahreskarte für 40 (statt bisher 70) Euro.
Das Paket ist mit 53.000 Euro nicht teuer. Zur Revolution fehlt nur noch die Zustimmung der Bürgerschaft. Anders als in den letzten Jahren, gibt es eine breite Unterstützung dafür – endlich!
So könnten schon ab Anfang April Familien, körperlich oder wirtschaftlich Benachteiligte in die Museen gehen, ohne vorher jeden Euro umzudrehen. In manchen Ländern ist das schon lange Normalität. So sind in England alle staatlichen Museen nicht nur gratis für alle, sondern auch in beeindruckenden Räumen auf höchstem Niveau kuratiert. Ein Besuch des National History Museums in London oder der Bristol Art Gallery kann sogar Museums-Muffel überzeugen. Klar, Lübeck ist nicht London. Trotzdem ist es nicht zu hoch gegriffen zu sagen: Das können wir auch!
Die Lübecker Grünen setzen sich seit vielen Jahren für Museumsbesuche ohne finanzielle Hürden ein. Hier zeigt sich, wie sich beharrliche Arbeit an einem Thema lohnt. Nun kann möglich werden, was eigentlich selbstverständlich sein sollte: Dass Kultur für alle da ist!“