Lübeck ist in den letzten 10 Jahren deutlich sicherer geworden 

Die kürzlich vorgestellte Kriminalstatistik 2023 sorgt bundesweit für Debatten. In Lübeck ist die langfristige Entwicklung der Kriminalitätszahlen sehr erfreulich, kurzfristig sind aber auch besorgniserregende Tendenzen zu erkennen.

Silke Mählenhoff, Vorsitzende des Ausschusses für Umwelt, Sicherheit und Ordnung:

„Derzeit erleben wir eine intensive Diskussion rund um die kürzlich veröffentlichte Kriminalitätsstatistik für 2023 – dies leider vielerorts verbunden mit einer gewissen negativen Konnotation, bei der einzelne gesellschaftliche Gruppen pauschal verurteilt werden, zum Teil auch durch bewusste Fehlinterpretationen und ohne die Daten in den korrekten Bezug zu setzen. Ein Beispiel ist Gewaltkriminalität. Während die Anzahl der Tatverdächtigen von Gewaltverbrechen mit deutschem Pass pro Kopf in 2023 um 2,2% gestiegen ist, ist die Anzahl der Menschen ohne deutschen Pass, die eines Gewaltverbrechens verdächtigt werden, pro Kopf nur um 1,2% gestiegen.

In Lübeck sehen wir bei längerfristiger Betrachtung sehr positive Tendenzen. Die Anzahl aller bekannt gewordenen Straftaten in der Kriminalitätsstatistik ist in den letzten 10 Jahren um rund 10% gesunken und gleichzeitig hat sich deren Aufklärungsquote in diesem Zeitraum von 51,9% auf 58,2% erhöht. Pro Einwohner*in werden in Lübeck inzwischen die wenigsten Straftaten von allen kreisfreien Städten in Schleswig-Holstein begangen.

Besonders erfreulich hat sich in Lübeck die Anzahl der Wohnungseinbrüche entwickelt. Deren Anzahl ist in Lübeck in den letzten 10 Jahren um knapp 70% zurückgegangen. Ein enormer Sicherheitszugewinn, auch weil inzwischen mehr als die Hälfte der gemeldeten Wohnungseinbrüche noch im Versuchsstadium abgebrochen wurden. Vor 10 Jahren waren es nur ein Drittel.

Leider sehen wir neben diesen erfreulichen langfristigen Entwicklungen aber auch einen besorgniserregenden kurzfristigen Trend. Gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 ist die Kriminalität in Lübeck insgesamt leicht gestiegen (+3%), auch Wohnungseinbrüche (+8%), Raub und Körperverletzung (+6%) und Diebstahl (+3%) haben jeweils leicht zugenommen.

In der kommenden Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Sicherheit und Ordnung werden wir daher sowohl die langfristig positiven, als auch die kurzfristig bedenklichen Zahlen mit der Verwaltung, den anderen Fraktionen und Expert*innen diskutieren.“

Kimberly D’Amico, Mitglied im Ausschuss für Umwelt, Sicherheit und Ordnung:

„Bedenklich ist allerdings die Entwicklung der Sexualdelikte. Im 10-Jahresvergleich stieg die Zahl von 128 im Jahr 2014 auf 308 im Jahr 2023. Dies entspricht einer Steigerung von 141%. Schwerwiegend ist leider auch die Zahl der Delikte im Bereich der Partnerschaftsgewalt. Dies ist nicht hinnehmbar, zumal in diesem Bereich mit einer sehr hohen Dunkelziffer zu rechnen ist. Wir GRÜNE sehen hier dringenden Handlungsbedarf und fordern unter anderem, die enorm hohe Zahl an schutzsuchenden Frauen zu reduzieren, die von den Frauenhäusern in Lübeck abgewiesen werden müssen, weil nicht ausreichend Plätze vorhanden sind.

Auch ältere Menschen haben in Lübeck ein durchaus anderes Sicherheitsempfinden, welches keine Statistik widerspiegelt. Aus vielen Gesprächen mit Senior*innen wissen wir, das viele von ihnen Lübeck nicht als sicheren Ort wahrnehmen und es vermeiden, in der Dunkelheit auf die Straße zu gehen. Ältere Menschen werden häufiger Opfer von Betrug, sind oftmals in vulnerablen Lagen sowohl geistig, als auch körperlich. Diese Sorgen und Nöte müssen Politik und Verwaltung ernst nehmen und entsprechende Maßnahmen zur Prävention und zur Verbesserung des Sicherheitsgefühls ergreifen.”